Künstlerisches Schaffen

»Sie sind der geborene Musikdramatiker. Ihr Feld ist die Bühne.«[1] (Curt Sachs)

»Fortuna hatte es mit mir gut gemeint, als sie mir einen Würzburger Antiquariatskatalog in die Hände spielte, in dem ich einen Titel fand, der mich mit magischer Gewalt anzog: Carmina Burana.«, schrieb Carl Orff über die Entdeckung der Benediktbeurer Handschrift, die Grundlage seines bekanntesten Werkes wurde. Die Auswahl der Liebes-, Lebenslust- und Trinklieder, die Carl Orff daraus traf und zu einer szenischen Kantate vertonte, wurde zur erfolgreichsten Komposition des zeitgenössischen Musiktheaters.
 
Das Märchen als »die verspielte Tochter des Mythos« bot Orff eine nie versiegende Inspirationsquelle für seine Werke. Er verwendete das Märchen ›Der Mond‹ der Brüder Grimm als Vorlage für sein ›Kleines Welttheater‹. Auch die Oper ›Die Kluge‹ gründet auf Märchenstoffen. Mehr noch als im ›Mond‹ ist in der ›Klugen‹ die Sprache von zentraler Bedeutung. Der pointierte musikalische Stil ist von den drastisch-derben Sprüchen aus einer Sprichwort-Sammlung von 1846 inspiriert. »War die Sprache schon immer ein Hauptanliegen meines szenischen Schaffens gewesen, so wird in der ›Bernauerin‹ das gesprochene Wort zum schöpferischen Urgrund«, sagt Carl Orff.

In der bairischen Komödie ›Astutuli‹, einer Art Publikumsbeschimpfung, liegt das musikalische Moment vor allem in der rhythmisierten Sprache. Auch die ›Comoedia de Christi Resurrectione - Ein Osterspiel‹ und ›Ludus de Nato Infante Mirificus - Ein Weihnachtsspiel‹, leben vom bairischen Idiom.

1949 wurde Carl Orffs ›Antigonae‹ zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen aufgeführt. Die Sprachgewalt von Friedrich Hölderlins Nachdichtung des Trauerspiels von Sophokles begeisterte den Musikdramatiker. Mit ›Antigonae‹ schuf er ein völlig neuartiges Musiktheater. Diesen Stil setzte er konsequent fort in ›Oedipus‹, ebenfalls in der Übersetzung von Friedrich Hölderlin.
Danach konnte für Carl Orff »nur ein Werk wie der ›Prometheus‹ des Aischylos ... eine Steigerung bedeuten«. Die Uraufführung 1968 wurde als theatergeschichtliches Ereignis gefeiert, zum Teil auch mit Unverständnis bedacht.

Mit seinem persönlichsten Werk, ›De Temporum Fine Comoedia‹, dem ›Spiel vom Ende der Zeiten‹, beendete Carl Orff sein Lebenswerk.

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[1] Curt Sachs nach CO-Dok II,14
Abb.: OZM

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