»Elementare Musik ist nie Musik allein, sie ist mit Bewegung, Tanz und Sprache verbunden, sie ist eine Musik, die man selbst tun muss, in die man nicht als Hörer, sondern als Mitspieler einbezogen ist. « (Carl Orff)

Entwicklung

Dieser kulturübergreifende Ansatz erforderte eine besondere pädagogische Einführung und geschulte Lehrkräfte, denn vieles daran war für Musiker und Pädagogen zunächst ungewohnt: Das Instrumentarium mit Schlaginstrumenten und Blockflöten, der Tanz und vor allem die Improvisation.

Nach längerer Werkstattarbeit in der Günther-Schule veranstaltete Orff in den Jahren 1931-33 zusammen mit Gunild Keetman und Hans Bergese (1910-2000) Schulwerkkurse in Frankfurt/O., Freiburg/Br., Stuttgart, Berlin und Bern. Als Material für diese Kurse wurde beim Schott-Verlag in Mainz das „Orff-Schulwerk Elementare Musikübung“ veröffentlicht. Es umfasst die „Rhythmisch-melodische Übung“ (eine Einführung in die Praxis der Gruppenimprovisation von Orff), Hefte zur Spieltechnik des neuartigen Instrumentariums sowie Kompositionen fürs Ensemblespiel von Keetman und Bergese und ein Einführungsheft von Wilhelm Twittenhoff. 

Diese erste Schulwerkpublikation überforderte die Musikpädagogen und stand im Gegensatz zur Erziehungsideologie des NS-Staats; sie wurde deshalb nicht fortgeführt. Beachtung fanden damals die Tanzkompositionen von Gunild Keetman für das Ensemble der Günther-Schule. Ihr Klangbild erinnert an fernöstliche Musik und ihre Kompositionstechnik verwendet zum ersten Mal minimalistische Strukturen.

 

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Abb. 1,2: Marimba aus Kamerun, Keetman probt mit Kindern für das Bayerische Fernsehen (1957); Abb. re unten: Das klassische Orff-Instrumentarium aus dem Studio 49

Der unterbrochene Weg des Orff-Schulwerks wurde 1948 mit einer Sendereihe im Schulfunk des Bayerischen Rundfunks fortgesetzt, für die Carl Orff, Gunild Keetman und Gertrud Orff  Sprach-, Lied- und Instrumentalgestaltungen entwarfen, die als Modelle und Ausgangsmaterial für die improvisatorische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen konzipiert waren.Die neu gegründete Firma Studio 49 begann mit der Produktion des ›Orff-Instrumentariums‹ und der Schott-Verlag veröffentlichte in den Jahren 1950-54 das ständig erweiterte Repertoire der Sendungen in fünf Bänden unter dem Titel ›Orff-Schulwerk. Musik für Kinder‹.

Die Intention dieses Schulwerk-Klassikers bestand darin, einen Baukasten für einen fantasievollen Musikunterricht bereitzustellen, aus dem Lehrer/innen das Material dem jeweiligen Leistungsstand der Kinder entsprechend auswählen, variieren und mit szenischem Spiel und Tanz verbinden sollten. 1949 begann Gunild Keetman am Mozarteum in Salzburg mit Kinderkursen, in denen der durch das Medium Hörfunk vernachlässigte Tanz erneut aktiviert wurde. Ab 1953 kamen Ausbildungskurse für Erwachsene hinzu, die schon bald von ausländischen Studierenden besucht wurden.

Damit begann die internationale Rezeption des OSWs und die Übertragung der Schulwerkausgaben in die Sprache und Kultur anderer Länder. Die erste Ausgabe erschien in Kanada, weitere für Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Italien, Spanien, Portugal, Dänemark, Schweden, Griechenland, Lateinamerika, die USA, Japan und andere Länder folgten. Zwei Langspielplatten bei Columbia/Electrola 1956/57 und eine Sendereihe des Bayerischen Fernsehens in den Jahren 1957-59 machten das OSW in weiteren Kreisen bekannt.

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