Die Bernauerin – Ein bairisches Stück (1947)

»Und so sey denn jedem bayerischen und deutschen Landsmanne eine bisher minder zugängliche Vorrathskammer seiner reichen Sprache aufgethan...« (J. Andreas Schmeller ›Bayerisches Wörterbuch‹)[1]

Im Februar 1942 hatte Richard Strauss Orff brieflich auf »bairische und Kärntner alte Volkspoesie« hingewiesen. Den ersten stofflichen Anstoß gab die Übertragung der Titelrolle von Friedrich Hebbels Trauerspiel ›Agnes Bernauer‹ (1852) an Orffs Tochter Godela. Orff plante ein »bairisches Stück, ein Festspiel für München«. Zum ersten Mal wählte er die altbayrische Sprache, die er sich anhand des ›Bayerischen Wörterbuchs‹ (1832-37) von Johann Andreas Schmeller als szenisch-klangliches Medium verfügbar machte.

›Die Bernauerin‹ stellt ein eigenständiges Modell orfftypischen Musiktheaters dar, dessen dramaturgisches Prinzip das bruchlose Alternieren zwischen Sprache und Musik ist. Der Text ist weder im opernhaften Stil komponiert noch musikalisch untermalt, daher bleibt jede Assoziation an Oper, Schauspielmusik oder gar Melodram abwegig.[2]

 

 

»In der Bernauerin manifestiert sich die Einheit von Musik und Sprache in neuer Weise, das heißt nicht nur in der Gleichzeitigkeit, sondern auch im Nacheinander. So kann sich das gesprochene Wort aus der Musik lösen und umgekehrt die Musik aus dem gesprochenen Wort, indem sie dessen Sinn und Klang mit den ihr eigenen Mitteln nachbildet.«[3]

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[1] CO-Dok VI,9; [2] Werner Thomas in: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Band 4, München 1991, S.581 ff.; [3] CO-Dok VI,19
Abb.: 1 OZM; 2 Weizsäcker; 3 Rudolf Betz
Audio: Kurt Eichhorn Orf C 255 912

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