Ludus de Nato Infante Mirificus - Ein Weihnachtsspiel (1960)

»Nox, nox, gelida nox!
Nex, nex, frigida nex!«
(Wetterzauber der Hexen)[1]

»Es lag nahe, das Osterspiel durch seine ›Vorgeschichte‹ zu ergänzen. So schrieb ich 1959/60 das Weihnachtsspiel[...]und somit gleichsam das Vorspiel für die Resurrectio, den Triumph aller Triumphe.« (Carl Orff)

Oster- und Weihnachtsspiel wurden von Orff 1970 in Analogie zu den einander zugeordneten Bildern eines Zweiflügelaltars als Diptychon zusammengefaßt.
Wie in der ›Comoedia de Christi resurrectione‹ ist auch hier der Bauplan triadisch: Die dialogische Sprechszene der Hirten wird von musikalischen Szenen umrahmt.[2]

   

 

Das dramaturgische Prinzip der Spiegelung in Gegen- oder Nebenfiguren konkretisiert sich gleich zu Beginn im wörtlichen Sinn: Die Hexen verfolgen das Geschehen im Zauberspiegel. Die Hexen, Abkömmlinge der alpenländischen Perchten, sprechen die einheimische Sprache der Landschaft, deren Ausgeburten sie sind. Den Wetterzauber aber, entfesseln sie in lateinischer Beschwörung, die liturgisch-hymnische Sphäre ins Dämonische pervertierend.

Die Uraufführung fand großen Beifall. Die Nachwirkung blieb noch hinter der des Osterspiels zurück. Wie dieses wurde das Werk als Kirchenraumspiel und vor allem an Gymnasien aufgeführt.[2]

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[1] CO-Dok VI,190; [2] Werner Thomas in: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Band 4, München 1991, S.581 ff.
Abb.: OZM; Bayr. Rundfunk
Audio: Kurt Eichhorn - Ariola Eurodisc 610 606-231

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