»Der Unterricht geht in seinem ganzen Umfang von der Improvisation aus.« (Carl Orff)

Die künstlerisch-pädagogische Idee

Die Idee zu der heute weltweit verbreiteten musikpädagogischen Konzeption ‚Orff-Schulwerk’ entstand in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts in München. Den historischen Kontext bildet der Kulturwandel der Jahrhundertwende 1890-1930,  die Hinwendung der Moderne zur sog. außereuropäischen Kunst und die Suche nach einem Neubeginn, verbunden mit der Entdeckung eines Ursprünglichen, Primitiven, Elementaren. In der Rhythmus- und Tanzbewegung arbeiteten I. Duncan, É. Jaques-Dalcroze, R. von Laban, M. Wigman und viele andere nicht nur an neuen Formen des tänzerischen Bewegungsausdrucks sondern befassten sich auch grundlegend mit Körpererfahrung und  Bewegungswahrnehmung.

In der von Dorothee Günther und Carl Orff 1924 gegründeten Günther-Schule ging man neue Wege. Anregungen kamen von der führenden deutschen Ausdruckstänzerin Mary Wigman (1886-1973) und dem durch musikanthropologische Veröffentlichungen über Musikinstrumente und Tanz bekannten Musikforscher Curt Sachs (1881-1959). An Wigmans nur von Schlaginstrumenten begleitetem ‚Hexentanz’ entzündete sich Orffs Idee einer Elementaren Musik:

«Sie konnte mit ihrem Körper musizieren und Musik in Körperlichkeit umsetzen. Ihren Tanz empfand ich als elementar. Auch ich suchte das Elementare, die elementare Musik.» (Orff 1976).

Das Perkussionsorchester der Mary-Wigman-Schule in Dresden und das musikanthropologische Wissen von C. Sachs über die universale Bedeutung der Perkussion in den Musik- und Tanzkulturen der Welt führten bei Orff zu einem Musikbegriff, der jenseits der europäischen Kunstmusik die motionale und perkussive Seite des musikalischen Geschehens betont und der der interkulturellen Perspektive in heutiger Sicht nahe steht.

Das an den damaligen Gymnastikschulen übliche Klavier wurde in der Günther-Schule weitgehend durch Perkussion ersetzt. Zusammen mit Blockflöten und Stabspielen entstand so ein damals einzigartiger Klangkörper. Maja Lex (1906-1986) entwickelte aus fließenden Bewegungen den Elementaren Tanz, in dessen Bewegungen zuweilen auch instrumentales Spiel integriert wurde. In Verbindung mit den aus Improvisation hervorgegangenen Tanzkompositionen von Gunild Keetman (1904-1990) schuf sie eine damals national und international beachtete Kunstform. Keetmans „Ekstatischer Tanz“ (1932) mit seiner minimalistischen Satzstruktur vermittelt davon noch heute einen intensiven Eindruck.

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Abb: 1-3 and right column OZM

Die Verbindung von Musik und Bewegung sowie das Prinzip der Improvisation wurde von Anfang an konstitutiv für Orffs Idee der Elementaren Musik und prägte den Unterricht von Orff und Keetman an der Günther-Schule.  

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Abb.: Kleines Tanzorchester der Günther-Schule

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