Orff-Schulwerk®
Elementare Musik- und Tanzpädagogik

von Michael Kugler

Zusammenfassung

  • Orffs Idee des Elementaren und der Elementaren Musik entspringt dem kulturellen Kontext der Jahrhundertwende (1890-1930). Dazu gehören vor allem die Lebens- und Kulturreform mit ihrem Ziel einer umfassenden Erneuerung, der Expressionismus mit seiner Hinwendung zum Ursprünglichen, Primitiven und Elementaren und die Reformpädagogik mit ihrer Theorie des Schöpferischen im Menschen. Von besonderer Bedeutung ist die Rhythmus- und Tanzbewegung mit Pionieren wie I. Duncan, É. Jaques-Dalcroze, R. Laban und M. Wigman.

  • Die 1924 von Dorothee Günther und Carl Orff in München gegründete Günther-Schule für Gymnastik und Tanz wird für Orff zur Werkstatt für ein, an Bewegung und Rhythmus orientiertes, improvisatorisches Arbeiten mit einem neuartigen Instrumentarium aus Schlaginstrumenten und Blockflöten. Die erste Publikation des OSWs mit dem Titel ‚Elementare Musikübung’ erscheint 1932-35 nach einer Werkstattphase. Sie wird nicht fortgeführt, weil die fremdartige Klanglichkeit des Instrumentariums und das Prinzip der Improvisation den ideologischen Vorgaben der NS-Zeit widersprechen.  

  • Auf eine 1948 gestartete Schulfunkreihe folgt 1950-54 die zweite Publikation ›Musik für Kinder‹. Die schon bald einsetzende nationale und internationale Verbreitung führt zu einer interkulturellen Rezeption des Schulwerks, die bis heute anhält. Beiden Schulwerk-Publikationen liegt Orffs künstlerisch und anthropologisch inspirierte Idee einer ›Elementaren Musik‹ zugrunde, die quasi pädagogisch entfaltet wird.

  • Den pädagogischen Kern der Konzeption ›Orff-Schulwerk‹ bildet der kreative Umgang mit den Elementen Musik, Sprache und Bewegung, zu dem die Publikationen nur Modelle liefern wollen. Probleme mit dem Orff-Schulwerk entstehen durch das Abspielen der Modelle ohne Berücksichtigung von Improvisation und Bewegung.
    Die Aus- und die Fortbildung von Lehrkräften muss deshalb für kreatives Arbeiten die Voraussetzungen und ein methodisches Repertoire schaffen. Mit diesem Ziel gründete Orff 1961 in Salzburg ein Institut für die authentische Ausbildung von Lehrkräften. Die Absolventen des Carl-Orff Instituts organisierten Schulwerkgesellschaften in 46 Ländern und unterrichten heute die Konzeption von Orff/Keetman in aller Welt.

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Abb: 1, 2 rechts: Orff-Schulwerk im Studio S. Böhm/Fotos: P. Keetman, Archiv Orff-Zentrum München; Abb. Mitte oben: Instrumentalspiel und Bewegung


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