Carl Orff – Auf den Hund gekommen?


Fisch, Esel, Amixl, vipera, Hahn…
Alles Tiere, die in Orffs Werken eine große Rolle spielen – die eben genannten in Die Kluge, Comoedia de Christi Resurrectione, Die Bernauerin und im Orff-Schulwerk.

Pferd, Hund, Katze, Reh …: auch diese Vierbeiner spielten in Carl Orffs Leben eine bedeutende Rolle; sie kreuchten und fleuchten nämlich auf seinem Anwesen in Dießen...


Ein recht kleines, manchmal übersehenes Tier allerdings spielte eine überragende Rolle in Orffs Künstlerdasein: das Eichhörnchen – zumindest in seiner Form als Augmentativ, d. h. als Eichhorn. Und – um die (Wort)spielerei auf die Spitze zu treiben – dieses Eichhorn in Carl Orffs Biografie hatte auch einen Vornamen – nämlich Kurt Peter –, und es war von Beruf Dirigent.

Obwohl Kurt Peter Eichhorn (1908-1994), der Sohn eines Münchner Kunstmalers, ursprünglich Straßenbahnfahrer werden wollte und später in gerader Linie ein Ingenieurstudium in Angriff nahm, erkannte er doch sehr bald: «Du gehörst der Musik. Sie ist es wert, dafür zu arbeiten und zu leben.»

Und so studierte Kurt Eichhorn am Würzburger Konservatorium beim Komponisten Hermann Zilcher und debütierte 1932 als Kapellmeister und Chordirigent in Bielefeld. Nach Zwischenstationen in Teplitz, Karlsbad und Dresden kam er 1945 nach München. Dort wirkte er teils an führender Stelle bei den Münchner Philharmonikern, an der Bayerischen Staatsoper, am Staatstheaters am Gärtnerplatz und an der Hochschule für Musik.

1956 schließlich wurde er Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters und leitete in dieser Funktion häufig und überaus erfolgreich Werke von Carl Orff, von denen viele unter seiner Stabführung auch als Aufzeichnungen vorliegen: etwa Orpheus, Der Mond, Die Kluge, Die Bernauerin, das Weihnachtsspiel Ludus de nato Infante mirificus und das Osterspiel Comoedia de Christi Resurrectione. Große Popularität erreichte Eichhorn 1975 mit seiner Einspielung des Soundtracks zu Jean-Pierre Ponnelles prämierten Verfilmung der Carmina Burana.

Dass Kurt Eichhorn allerdings nicht nur ein erfolgreicher, sondern auch recht humorvoller Dirigent war, belegen viele Aussagen seiner Musikerkolleginnen und -kollegen – und nicht zuletzt dieses Schreiben von 1957, in dem er Carl Orff «ohne Worte» um die Übersendung von Partitur und Schallplatte des Märchenstücks Der Mond bittet.

Im Rückblick kann man also wahrlich sagen: Welch großes Glück für den Komponisten, dass er nicht auf den Hund, sondern auf das bzw. den Eichhorn gekommen ist!


[Text: Johannes Schindlbeck]

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